2009.07.13-17 - Oryahovo (BG) - Campulung (RO)

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13.07.2009
Nach dem Regen scheint auch über der Donaulandschaft bei Orjakhovo wieder die Sonne. Bulgarien

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13.07.2009
Fähre bei Orjakhovo über die Grenze nach Rumänien. Bulgarien

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13.07.2009
Allgegenwärtig sind die Pferdegespanne in Sarata - Es ist gerade Melonenernte. Rumänien

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13.07.2009
Denkmäler, Statuen und Kirchen wie in Corabia finden sich zuhauf. Rumänien

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13.07.2009
Nach den Hunden folgen die Gänse entlang der Strasse. Rumänien

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13.07.2009
Massive Kilometersteine finden sich entlang jeder Stasse. Rumänien

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13.07.2009
Rumänische Gewässer wie der Olt wirken nicht gerade einladend. Die Leute baden aber fröhlich darin. Rumänien

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13.07.2009
Die Strassen sind teilweise noch 'abwechslungsreicher' als in Bulgarien. Rumänien

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13.07.2009
Spannende Architektur der Orthodoxen Kirche in Turnu Măgurele. Rumänien

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13.07.2009
Trotz sprachlichen Barrieren die perfekten Gastgeber Iordah und Natalia aus Turnu Măgurele. Rumänien

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14.07.2009
Chemische Industrie an der Donau bei Turnu Măgurele. Rumänien

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15.07.2009
Manchmal genügt ein strenger Blick! Unterwegs bei Brebina. Rumänien

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15.07.2009
Obwohl Rumänien über eigene Rohstoffe verfügt, werden diese lediglich für den Eigenbedarf gefördert. Rumänien

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16.07.2009
Unglaubliche Zufälle gibt es! Der Fahrradmechaniker Iulien Bratu (rechts) aus Brosten hat vor zwei Wochen den krampfhaft gesuchten Tretlagerschlüssel aus Deutschland importiert. Rumänien

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16.07.2009
In der rumänischen Ebene bei Pitesti erheben sich lediglich die Industriekamine über den Horizont. Rumänien

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16.07.2009
Hübsche Kirche in Vulturesti. Rumänien

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16.07.2009
Der rumänische Dacia ist das absolute Allzweckfahrzeug und zudem eines der wenigen Exportgüter. Rumänien

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16.07.2009
Redseeliger Hirte interessiert sich für unser Fahrrad. Rumänien

  • 13.07.2009 - Tagesstrecke: 111.14 Km
  • 14.07.2009 - Tagesstrecke: 7.15 Km
  • 15.07.2009 - Tagesstrecke: 129.18 Km
  • 16.07.2009 - Tagesstrecke: 100.86 Km
  • 17.07.2009 - Tagesstrecke: 0.00 Km
  • Total: 5'598.78 Km

Nach dem sintflutartigen Regen der letzten Tage meldet sich die Sonne zurück als wäre nichts gewesen. Nur die Strassen weisen erhebliche Schlammspuren auf. Oryakhovo wirkt so überhaupt nicht als wichtiger Grenzort und wir fürchten schon wieder vor verschlossener Grenze zu stehen. Am Hafen zeigt sich aber im Inneren der tot geglaubten Gebäude doch ein wenig Leben. Zumindest sitzen ein paar Beamte hinter ihren abgegriffenen Schaltern und verkaufen uns tatsächlich eine Fahrkarte für die Fähre. Wann die Fähre ablege, können sie nicht sagen, sie sei gerade auf der rumänischen Seite. Es dauert aber auch nur ca. 30min bis das flossähnliche Gebilde unter Quietschen und Krachen die Rampen auf der bulgarischen Seite aufsetzt.

Auch auf der rumänischen Seite werden trotz EU sämtliche Reisende kontrolliert. An einem zweiten Posten werden Strassengebühren fällig, die uns auch in Rumänien erspart bleiben. Nur Wechselstuben finden sich weit und breit keine. Erst eine Ortschaft weiter in Bechet findet sich in einer eigenartigen Szene eine kleine Bank. Mitten im ländlichen Dorf, zwischen Pferdefuhrwerken, Hühnern, traditionell gekleideten älteren Menschen, Wasserlachen und jeder Menge Feinerde vom Regen, steht ein neues blitz-blankes knapp 5m x 5m Häuschen in modernster Architektur. Der Automat spukt sogar Geld aus. Nur unser bulgarisches Restgeld kann nicht gewechselt werden. Wie wir später erfahren, werden die bulgarischen Lev ausserhalb des Landes nicht gewechselt.

Nun fahren wir also auf der rumänischen Seite wieder zurück. Diesmal ist es schön eben, so dass es den Strassenverhältnissen entsprechend zügig voran geht. Von der bulgarischen Donauseite sah die Landschaft beinahe menschenleer und spärlich besiedelt aus, doch entlang der Strasse herrscht reger Betrieb. Es ist gerade Melonenernte. Wo wir hinkommen sind Pferdefuhrwerke prall voll mit Wassermelonen unterwegs. An zentralen Stellen scheinen diese auf motorisierte Fahrzeuge verladen zu werden. Es herrscht ein geschäftiges Klima, wobei die vielen Pferde ihre eigenen Duftnoten setzen. Nur wenn wir mit dem komischen Gefährt aufkreuzen, scheinen die Geschäfte kurzzeitig zu ruhen und das Grölen, Winken, Lachen und Schreien richtet sich auf uns. Zum Glück verstehen wir kaum ein Wort und deuten die Gestiken einfach mal als wohlwollend.

In Corabia wollen wir uns über den Bahntransport informieren, da wir einiges in Verzug sind und die Ebene bei den Strassenverhältnissen nicht sehr viel versprechend scheint. Schliesslich scheitert das Vorhaben aber an den sprachlichen Schwierigkeiten und da das Internet auch noch nicht allgegenwärtig zu sein scheint. Also fahren wir halt doch weiter bis Turnu Măgurele, wo wir eine Unterkunft suchen. Wir finden im Zentrum lediglich ein auf Chic getrimmtes Hotel und kurven auf der Suche nach Alternativen etwas planlos durch die Gegend. Am Bahnhof rufen und winken uns zwei Herren zu, was wir viel versprechend quittieren. Schliesslich kehren wir um, vielleicht sprechen die ja eine Fremdsprache. Fehlanzeige, auch sie sprechen lediglich rumänisch, zeigen sich aber sehr interessiert und hilfsbereit. In Kürze haben wir eine deutsch sprechende Person am Natel des einen. Der meint, er sei in 5min zur Stelle, dann könnten wir weitersehen. Tatsächlich nach wenigen Minuten kommt einer in unserem Alter anmarschiert und versichert uns, dass das Hotel im Zentrum sehr teuer sei, sie aber eine private Unterkunft hätten. Endlich kapieren wir, dass die beiden Herren, die uns zu Beginn zugewunken haben private Taxifahrer sind und der eine uns ein Zimmer vermitteln möchte. Also fahren wir hinter den Beiden im Auto her und stoppen zwischen den üblichen Plattenbauten. Schon sind wir innerlich am murren, dass wir wieder hereingefallen sind und in einer dieser miefenden Bruchbuden landen. Das Treppenhaus bestätig diesen Eindruck. Es stinkt erbärmlich nach Exkrementen. In einem düstern Eck steht eine alte Frau an die Wand und ihre Gehhilfe gelehnt, die vermutlich schon seit Ewigkeiten weder Kleider noch Körper gewaschen hat. Kaum treten wir in die Wohnung, eröffnet sich aber wie eine neue Welt. Die Wohnung ist renoviert und die Möbel auch neueren Datums. Etwas ungläubig folgen wir den Ausführungen. Der Taxifahrer Dan (Iordah) wohne bei seiner Freundin und wir könnten die gesamte Wohnung frei nutzen und sollen uns am Kühlschrank einfach bedienen. Es ist uns fast etwas peinlich, denn wenige Minuten zuvor hatten wir den Preis noch heruntergehandelt. Falls wir ein Problem hätten, sollen wir uns einfach beim Übersetzter, der übrigens auch Florin heisst, melden, damit dieser unserem Gastgeber Dan weitertelefonieren könne.

Vor lauter haben wir die Natelnummer aber nicht richtig abgespeichert, so dass diese nicht mehr auffindbar ist. Nach 21:00 Uhr klopft es an der Tür und unser Taxifahrer steht wieder da. Sofort telefoniert er dem Kollegen Florin, dann wird das Natel hin und her gereicht. Dan habe bei sich etwas kleines zum Essen vorbereitet. Hoffentlich ist es auch wirklich klein, denn eigentlich haben wir gerade die Küche benutzt. Ein paar Blocks weiter hält Dan nach rasanter Fahr durch die Dunkelheit vor einem ähnlichen Bau. In der Wohnung sieht es aber genauso gepflegt aus. Wir werden seiner Freundin Natalia vorgestellt und zu Tisch gebeten. Dieser ist übervoll mit verschiedenen Leckereien, dass wir eigentlich noch auf die anderen Mitglieder einer Grossfamilie warten. Alle paar Minuten zückt Dan das Handy und ruft Florin an, der dann geduldig übersetzt. Spätestens nach dem zweiten bis dritten Glas Selbstgebranntem werden die Abstände der Anrufe immer länger. Nun werden unsere Mägen gedehnt, was das Zeug hält und wir springen wieder einmal über den Schatten des Vegetarier-Daseins. Als erstes gibt es frittierten Stockfisch in schier endlosen Mengen. Eigentlich schmecken die auch gar nicht all zu schlecht, nur hinsehen können wir nicht, wenn da Kopf und Flossen dran sind. Und den Zustand der rumänischen Gewässer müssen wir aktiv ausblenden. Danach folgen weitere rumänische Spezialitäten; Salat, Polenta, gekochte Maiskolben, eine Art Weichkäse, der wie Pudding daher kommt und schliesslich kommt der Dessert. Zum Glück gibt's zwischendurch eine Runde vom Selbstgebrannten aus der Petflasche. Aber irgendwann ist Schluss, da geht beim besten Willen nichts mehr runter und der Morgen steht auch schon bald wieder vor der Tür. Da beginnt das grosse Einpacken. Natalia packt uns sämtliche Reste ein, dann rauschen wir durch schwarze Häuserschluchten zurück zu unserer Wohnung. Zwischendurch wurden wir eingeladen, solange zu beleiben, wie wir wollten. Das ist einerseits natürlich unglaublich verlockend andererseits haben wir geplant endlich ein wenig nordwärts zu fahren. Also bleiben wir einen weiteren Tag, besichtigen die Stadt, werden an den Strand an der Donau gefahren und erfahren viel über Land und Leute.

Dann geht es weiter. Wie erwartet durch die Ebene mit dem endlosen Horizont, da und dort einer Siedlung, einem Weiler oder ein paar provisorisch überdachter Wagen noch umherziehender Romas. Die Temperaturen sind zwar nicht mehr so brütend heiss, wie noch in Griechenland, dafür ist aber die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass man die Luft scheinbar beissen kann. Nach knapp 130km erreichen wir erschöpft die Stadt Costesti und einen neuen Streckenrekord. Eine Unterkunft sehen wir in dem überschaubaren Ort keine angeschrieben, also sehen wir uns nach einer Person um, die nach 'english speaker' aussieht. Promt kommt da auf dem Gehweg einer in auffallend ordentlicher Geschäftskleidung und Laptop-Tasche anmarschiert. Na, der kann sicher zumindest vom Computer her ein paar Worte englisch. Tatsächlich er spricht sehr gut englisch und geleitet uns zum Bushof, wo neuerdings auch Zimmer vermietet werden. Dort tauschen wir die Natelnummer aus, falls wir ein Problem hätten, da meint er 'Aha, us de Schwiz!'. Ich habe diese Sprache erst gar nicht verstanden, bis ich ihm die easybiker-adresse aufgeschrieben habe und er wiederholt 'sindr us de Schwiz?'. Es dauert eine ganze Weile, bis wir begreifen, dass Christoph aus der Schweiz kommt, eine Rumänin geheiratet hat und nun als Chemical Engineer für Dacia arbeitet.

Seit einigen Tagen zerbrechen wir uns wieder einmal den Kopf über das Tretlager, denn es beginnt immer stärker zu wackeln. Die gesamte rechte Innenlagerschale bewegt sich sichtbar. Entweder ist die Schale gebrochen, oder das Innengewinde, das schon bei der Montage in Griechenland nicht gerade den perfekten Eindruck machte, ist völlig hinüber, was das schlechteste Szenario wäre. Immer wieder haben wir bei Automechanikern 'Vulcanizare' angehalten und nach einer Zange gefragt. Immerhin wissen wir inzwischen, dass diese auf rumänisch 'patent' heisst. Wenn es eine Zange gab, dann ist diese entweder in einem derart schlechten Zustand, dass sie schon beinahe in ein Museum gehört, oder aber es gibt nur Beisszangen. Ein Landwirt kommt mit Stechbeitel und Hammer, womit wir die wackelnde Schale leicht fixiert bekommen, mir sich aber die Haare im Nacken aufstellen. Wenige Kilometer ausserhalb von Costesti fahren wir durch ein kleines Dorf namens Brosten, als wir am Dorfrand wieder einen 'Vulcanizare' vorfinden, der eine Menge alter Drahtesel vor der Werkstatt stehen hat. Wir sind schon vorbeigefahren, da entscheiden wir uns doch noch einmal einen Anlauf zu starten. Der Chef Iulien hat in Landshut (D) gearbeitet und spricht deutsch. Zufällig hat er vor zwei Wochen aus Deutschland einen Tretlagerschlüssel mitgebracht. Im Nu ist die Tretlagerschale angezogen und diesmal mit Loctite festgeleimt. Unser worstcase Szenario hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Durch den in Griechenland grosszügig gebrauchten Rostentferner, ist der Rost unterdessen wohl verschwunden, womit das Gewinde geschmeidig wurde und sich selbst lösen konnte.

Langsam gelangen wir wieder in hügelige Gegenden. Es sind dies die Ausläufer der rumänischen Karpaten. Bei Campulung können wir im Hinterhof eines für diese Gegend edlen Hotels zelten, was fast bei jeder Unerkunft möglich ist, die über ein wenig Grünfläche verfügt. Dafür findet man kaum Campingplätze. Abends gönnen wir uns einen Salat im Restaurant, der mir irgendwie nicht gut bekommt und mich für einen Tag ausser Gefecht setzt - schon wieder Pause!

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    Mit frischem Hinterfelgen verlassen wir die Stadt Plovdiv, in der wir gut noch ein paar Tage zubringen könnten. Die Strecke ist mehrheitlich wie erwartet topfeben und monoton. Nur die bulgarische Strasse verlangt uns einiges ab. Pez wird vorne gründlich durchgerüttelt und am Steuer hinten fordern die unzähligen Löcher und Hügel volle Konzentration.

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    Nach einem Tag mit viel Schlaf fühlen sich meine Knie immer noch etwas weich an, dafür bleibt aber wenig Zeit, denn es geht direkt in die Karpaten. Nicht wie erhofft über einen schönen Pass, nein, es geht über ein Pässchen nach dem anderen. Immer ein paar hundert Höhenmeter rauf und wieder runter.