20.08.2004 - Lettland
- Tagesstrecke: 14 Km
Hier schlägt uns das Wetter ein echtes Schnippchen. Es regnet beinahe ununterbrochen und die Temperaturen sinken zeitweise bereits auf ungemütliches Herbstniveau.
Für diese Stadt sollte man sich trotzdem etwas Zeit nehmen und auch mal in der Geschichte schmöckern. Sie liest sich nicht selten wie ein Kriminalroman.
Riga, die Geschichte dieser Stadt verschlingt Bände von Büchern. Nach jahrelangen Versuchen von deutsch christlichen Missionaren die heidnischen Völker an der Düna zum Christentum zu bekehren und zu Taufen segelte Bischof Albert von Buxhöven 1201 mit dem Segen des Papstes an die Düna. Von seinen gescheiterten Vorgängern gelernt, führt er im Gepäck eine kleinen Armee von bewaffneten Pilgern mit sich. Albert begründete 1201 Riga als zweite deutsche Stadt neben Lübeck an der Ostsee. Dem Bischof waren alle Mittel recht, sich die Heiden zu unterwerfen, wozu ihm die Rivalitäten zwischen den einzelnen Völkern nur nützlich waren. Er gründete im Namen des Papstes und der missionarischen Pläne einen Schwertritterorden, der seinen dauerhaften Schutz gewährleisten konnte.
Bereits 1282 trat die Stadt der Hanse bei, denn sie galt als wichtiges Handelszentrum für den asiatischen Markt. Somit war die Wichtigkeit als Wirtschaftsmotor und als politisches Schwergewicht für den Grossraum des heutigen Baltikums gelegt.
In den Jahren 1931 bis 1935 wurde die vom Architekten Ernest Štālbergs entworfene Freiheitsstatue im Zentrum von Riga errichtet. Seither steht die 42 Meter hohe Freiheitsstatue im Mittelpunkt der lettischen Unabhängigkeit und des nationalen Zusammenhalts. Die drei goldenen Sterne, die von einer Mädchenfigur in die Höhe gestemmt werden, stehen symbolisch für die historischen Provinzen Kurzeme, Vidzeme und Letgale. Den Sowjets war dieses lettische Symbol für "Vaterland und Freiheit" während sämtlichen 52 Jahren der Okkupation ein wahrhafter Dorn im Auge. Doch scheiterten jegliche Versuche den Dorn zu entfernen am Widerstand der Letten.
Die zivilisatorischen Unterschiede zwischen den ländlichen Gebieten und der Millionenmetropole sind unübersehbar. Der Lebensstandart, die Preise und die Technik sind zumindest im Zentrum auf dem üblichen europäischen Niveau. Was hingegen auffällt, sind die vielen Rentner, meist Frauen, die am Strassenrand in gesundheitlich schlechtem Zustand um ihre Existenz betteln. Ein grosser Teil der Rentnergeneration hat den Sprung von der sowjetischen Zentalwirtschaft in die Marktwirtschaft nicht richtig geschafft. Sie fristen den Lebensabend meist mit einer schäbigen Rente, die weit unter dem Existenzminimum liegt. Zudem werden Geschichten von skrupellosen Immobilienhändlern erzählt, die sich die Unweissenheit der Älteren zu Nutzen machen, um an den lukrativen Wohnraum in der Stadt zu kommen.
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21.08.2004 - Lettland
Die Zeit drängt, bereits nach einem einzigen Tag in Riga müssen wir wieder aufbrechen.
Bei der Fahrt aus Riga haben wir den Fahrradweg verpasst, und finden uns schliesslich auf der Autobahn wieder. Macht nichts, das ist immerhin die schnellste und direkteste Art aus einer Grossstadt wie Riga ohne lange Irrwege durch endlose Vororte hinaus zu finden -
19.08.2004 - Estland/Lettland
Die Strecke von Pärnu über die Via Baltica nach Riga ist mir aus der letztjährigen Fahrradtour noch lebhaft in Erinnerung. Nichts Schönes, eine schnurgerade, gosse, lärmige, dreckige und monotone Strasse, die man auf weiten Strecken in Lettland nicht meiden kann. Will man nicht grössere Umwege über das Landesinnere machen.