2007.07.20 - Slowakei - Ukraine

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20.07.2007
Petra macht sich in Sobrace für den Grenzübertritt bereit. Slowakei

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20.07.2007
Die ersten Meter auf ukrainischen Strassen in Mali Selmentsi. Die Unterschiede sind deutlich sicht- und spürbar. Ukraine

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20.07.2007
Bahnübergang bei Haloch. Ukraine

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20.07.2007
Einfahrt nach Uzhorod, die Hauptstadt der Oblast Transkarpatien. Ukraine

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20.07.2007
Alter Lada vor der ehemalig jüdischen Synagoge in Uzhorod, die nach dem 2. Weltkrieg zur Philharmonie umfunktioniert wurde. Ukraine

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20.07.2007
Betriebsamkeit in der Innenstadt von Uzhorod. Ukraine

  • Tagesstrecke: 66 Km

Bevor die Sonne richtig losbrennt, was hier bereits ab 9:00 Uhr der Fall ist, kurven wir durch ein kleines Dorf nach dem anderen, eingebettet in einer topfebenen Landschaft. Im Grenzdorf Vel'ké Slemence auf slowakischer Seite suchen wir vergeblich nach einer Beschilderung, die uns nun endlich die richtige Grenze anzeigt. Als wir wieder einmal desorientiert rund um den Dorfplatz kurven und nach der richtigen Strasse Ausschau halten, hält ein rauchender Bus in unmittelbarer Nähe. Sämtliche Leute, die aussteigen, steuern in eine einzige Richtung - hier muss es was gratis geben, denken wir - und fahren auch einmal in die vielversprechende Strasse ein. Und da, plötzlich wird der Zaun und die kleinen Häuschen am Ende der Strasse sichtbar. Endlich die Grenze, zögerlich stellen wir uns an der wartenden Menschenschlange an und bibbern leicht vor der Beamtenwillkür - hoffentlich anerkennen die unser Fahrzeug auch als Fahrrad!

Die Grenze besteht aus einem umgepflügten Streifen „Niemandsland“ mit zwei Zollhäuschen auf jeder Seite und einigem langen stacheldrahtbewehrten Zaun, der in weiter Ferne noch den Horizont zu teilen scheint. Nun werden jeweils 5 bis 10 Personen in diesen Streifen vorgelassen und angewiesen ein Zettelchen mit Personalien, Passnummer und Grund der Einreise auszufüllen. Ausserdem muss vermerkt werden an welcher Adresse man sich in der Ukraine aufzuhalten gedenkt. Wir werden von den Zollbeamten zuvorkommend behandelt, bekommen die Zettel extra ausgehändigt und erklärt. Eiligst bringt ein Beamter eine schöne Tafel mit Plexiglasabdeckung, in der sich verschiedensprachige Bespiele befinden. Auch wir haben inzwischen kapiert, dass wir nur abschreiben müssen, doch ein Beamter bleibt stets in unserer Nähe und beginnt sogleich zu erklären, natürlich auf russisch, sobald wir nur geringste Anzeichen von Unsicherhheit zeigen.
Dann werden wir angewiesen in der Reihe anzustehen, die darauf wartet ihre Zettel samt Pass einem Beamten durch ein kleines Fenster in ein Zollhäuschen zu reichen. Florin kann mal wieder nicht still stehen und wandert etwas in dem Streifen Niemandsland herum, was ihm augenblicklich einen Anpfiff einbringt. Einmal drinnen, ist es anscheinend nicht mehr gestattet, einfach so ein paar Schritte in die andere Richtung zu machen. Der Schweizer Pass von Florin macht dem Beamten im klimatisierten Häuschen Schwierigkeiten, das Lesegerät kann ihn nicht automatisch erkennen. Aber er stösst auch auf reges Interesse der Zöllner, so muss der Beamte sein klimatisiertes Häuschen tatsächlich verlassen und in das Häuschen gegenüber, um sich bei seinem Kollegen, der für die Ausreise verantwortlich ist, über die richtige Eingabe zu informieren. Interssiert blättern alle Beamten mal in dem roten Passe herum und wir bekommen nur hin und wieder das Wort "schweizari" zu Ohren.
Dann geht es wieder zwei Meter vorwärts zur Gepäckkontrolle. Doch schon nachdem die erste Satteltasche mit einem entschlossenen Nicken des Kontrolleurs für "genehmigt" taxiert wurde, lenkt Florin die Aufmerksamkeit auf seine Fotoausrüstung, die er deklarieren möchte, um bei der Ausreise keine Probleme zu bekommen. Die vorbereitete Liste scheint nicht von entsprechender Güte zu sein. Dafür muss er schön säuberlich sämtliche Artikel auf einem speziellen Formular vermerken, wobei die skurilsten Fragen von Interesse sind. Beispielsweise, ob wir Antiquitäten oder Kunstgegenstände mitführen oder aber, ob wir Waffen, Drogen oder radioaktives Material mit im Gepäck haben. Nach einer Viertelsunde ausfüllen wischt sich Florin den Schweiss von der Stirn - geschafft, oder was jetzt? Da wedelt doch tatsächlich der Beamte mit zwei neuen Formularen vor uns herum und deutet darauf hin, dass das Formular zwar richtig ausgefüllt, aber unleserlich sei, und es werde in doppelter Ausführung benötigt, wir wollen schliesslich auch wieder ausreisen. Demütig setzen wir den Kugelschreiber erneut auf dem Formular auf und fühlen uns einige Jahre zurückversetzt, in den Schulunterricht mit Schönschreibübungen. Die Zollhäuschen verfügen dem Anschein nach nur über eine gewaltige Klimaanlage, ein schöne Kopierer, der jedes Büro ziert, fehlt hier offensichtlich.
Zum Glück vergessen die Zöllner vor lauter Formularen, dass sie alles Gepäck kontrollieren wollten und lassen uns endlich in die Ukraine einreisen - zum Glück der anderen Einreisenden, denn die mussten brav warten, bis wir die "Schreibprüfung" absolviert hatten.

Sofort auf den ersten Metern bemerken wir den gravierenden Unterschied der Strassenqualität. Eigentlich hatten wir uns schon in der Slowakei hin und wieder über die Buckelpisten beschwert. Im Vergleich zu den Ukrainischen waren dies jedoch reine Autobahnen, zudem sind die Spuren der Tierhaltung auf den Strassen deutlich zu sehen und zu riechen.
Unser heutiges Ziel heisst Uzhorod (УЖГОРОД), die Hauptstadt der Region Transkarpaten mit 120'000 Einwohnern. Es ist eine der ältesten Städte der Ukraine, erst kürzlich feierte sie ihr 1'100-jähriges Bestehen.

Für teure 190 Hryvnja (± 27 €) kommen wir in einem edlen 3-Sterne-Hotel mit Klimaanlage und Minibaar unter. Die Suche nach einem funktionierenden Geldautomaten, d.h. einer, der das Geld zum Abschuss der Tipperei auch ausspuckt, ist kein leichtes Unterfangen, wie wir noch öfters feststellen werden. Entweder wollen die Automaten uns partout kein Geld geben, haben gerade keines mehr auf Lager oder sie sind gleich ganz ausser Betrieb. Nach einigen gescheiterten Versuchen gibt uns die Privatbank (ПриватБанк) dann doch etwas Geld und wir benötigen erst mal kulinarische Stärkung. Die Frage, wie wir diese bekommen, stellen wir uns dann vor der kyrillischen Speisekarte. Mit vereinten Russischkenntnissen und mehr raten als wissen, bestellen wir und es klappt - zumindest kommt ein lecker duftender Erdbeer-Milchshake.

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