2007.07.21 - Ukraine

070721 20d0 IMG 012702

21.07.2007
Dorfeinfahrt nach Perechyn (Перечин). Ukraine

070721 20d0 IMG 012708

21.07.2007
Markt in Perechyn (Перечин) mit frischem Obst, Gemüse und Gebäck. Ukraine

070721 20d0 IMG 012759

21.07.2007
Wenn die Sonne von oben brennt, muss man schon etwas unternehmen, um in den ersehnten Schatten zu gelangen. Zum baden lädt das Gewässer nicht gerade ein, besonders wenn man beobachet, was darin alles entsortgt und gereinigt wird. Ukraine

070721 20d0 IMG 012777

21.07.2007
Auch das Fuhrwerk muss da durch. Ukraine

070721 20d0 IMG 012847

21.07.2007
Typische Szene vor einer Dorfbeiz mit Tante-Emma-Laden in Olen'ovo. Die Leute interessieren sich trotz aller Verständigungsschwierigkeiten für uns Touristen. Ukraine

070721 20d0 IMG 012854

21.07.2007
Stolze Geschäftsinhaberin in Pavlovo - Schade, dass sie über keinen Internetanschluss verfügt. Ukraine

  • Tagesstrecke: 77 Km

Nach einer erholsamen, gut klimatisierten Nacht im Hotelbett, packen wir wieder unsere Satteltaschen. Langsam haben wir Routine, so dass jeder weiss, wo und wie welcher Ausrüstungsgegenstand verpackt werden muss. Länger dauert es bis die Hotelangestellten unser Tandem aus den Wirren der Hinterzimmer wieder hervorzaubern. Es ist noch immer früh, erst 7:30 Uhr als wir losfahren und manch einer, der im Halbschlaf zur Arbeit wandelt, muss sich - dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen - tatsächlich wieder am Träumen geglaubt haben, als unser Gefährt im Blickfeld aufkreuzt.

Kaum haben wir die Grossstadt hinter uns gelassen, sind wir wieder in der schönen Kulturlandschaft unterwegs, in der Wälder durch extensiv genutzte Landwirtschaftsflächen und kleiner Dörfer unterbrochen werden. Es sind dies fast reine Buchenwälder (Fagetum sylvaticae), die weitestgehend frei von Unterwuchs sind und sehr produktive Hallenwälder bilden. An einer gefassten Quelle halten wir an, um die Wasserflaschen aufzufüllen. Zwei Männer sind schon dabei, unzählige 5 Liter Kanister in dem mageren Wasserstrahl zu füllen, was schon mal einige Stunden dauern kann. Aber die Zeit scheint hier anders zu ticken als wir es uns gewohnt sind. Freundlich, wie es die ukrainische Art zu sein scheint, lassen sie Florin mit seiner mikrigen Flasche vor. Im Städtchen Perechyn (Перечин) angekommen, versuchen wir wieder einmal Käse zu bekommen. Petra geht in einen kleinen Dorfladen, um nachzusehen, ob wir hier möglicherweise einen Treffer landen. Die junge, lebenslustige Verkäuferin erkundigt sich sogliech voller Neugier, wo wir denn herkommen und vor allem was wir hier machen. Als sie mitbekommt, dass wir Ferien machen, also als Touristen unterwegs sind, kann sie es fast nicht glauben. Touristen aus der Schweiz! Sie ist richtiggehend begeistert und gibt auf den Käse auch gleich noch etwas Rabatt.

Eine weiter lustige Begegnung haben wir am Nachmittag. Die Dörfer sind mittlerweile immer kleiner, die Häuser immer einfacher und urtümlicher geworden, doch der kleine Tante-Emma-Laden gehört ebenso zu jedem Dorf wie mindestens eine blitz-blanke Kirche. Der Dorfladen ist oft gleichzeitig auch die Dorfbeiz, wo das Bier und sonstige alkoholische Getränke in rauhen Mengen fliessen. Die Läden selbst, sind was Nahrungsmittel betrifft eher spärlich ausgestattet, wobei immer das Regal mit dem Alkohol dominiert. So fahren wir fast jeden Laden an, um nachzusehen, ob die vielleicht etwas Brauchbares führen. So können wir im Laufe des Tages stets alle unsere Bedürfnisse decken. Nach einer angenehmen Passfahrt halten wir in Olen'ovo (Оленьово), einem kleinen, verschlafenen Bauerndorf an, um nach zu sehen, ob es Eis gibt. Drinnen sitzt eine Gruppe von fünf Frauen an einem abgewetzten Holztisch. Die leicht angeheiterte Runde zeigt grosses Interesse an uns und alle reden wild durcheinander auf uns ein, wie auf einen kranken Esel. Da die Verständigung sehr schwierig ist, kommt bei den Frauen die Idee auf, dass wir nach Uzhorod wollen. Eigentlich wollten wir nur erklären, dass wir eben von dort kommen. Florin eilt mit der Landkarte hinzu, in der Hoffnung das Missverständnis aufzuklären und Ordnung in das heilige Durcheinander zu bringen. Doch die gute Absicht zeigt sich als weitere Requisite in dieser Komödie. Erst nach längerem Stutzen und Staunen über den Umgang mit der Landkarte, bemerken wir, dass die Frauen offensichtlich weder lesen noch schreiben können. Sie streiten sich lauthals um das gute Stück Papier, wobei sich jede eine freie Ecke schnappt, daran zieht und wild gestikulierend mit dem Zeigefinger in ihrer Ecke herumfuchtelt, um uns glauben zu machen, dass sich in ihrem Eck die Stadt Uzhorod befindet. Uzhorod lag aber in keiner der von ihnen prognostizierten Ecke, erst versuchen wir die Sache mit der Stadt richtig zu stellen, doch das provozierte laufend noch grösseres Gezeter, also spielen wir mit!
Eine Frau, die sich in diesem ganzen Tumult immer etwas zurückgehalten hatte und versuchte ihre Kolleginen zu beruhigen, knüpft sich Petra vor und will, dass sie sich die Adresse ihrer Schwester in Uzhorod notiert. Die Frau diktiert eine Zeile nach der anderen und Petra, die davon kein einziges Wort versteht, reiht einen ganzen Wald willkürlicher Hieroglyphen auf den Papierschnippsel. Die Frau ist zufrieden und die erregten Gemüter beruhigen sich langsam. Die Szene ist äusserst lustig, doch dann setzt jene, die sich am wehementesten um die Karte ereiferte noch einen drauf. Sie verschwindet hinter der Ladentheke und fördert eine grosse, alte Hornbrille unter dem Abakus zutage, die zwar der Landenbesitzerin gehört, doch auch sie erweckt damit einen sehr Staatsmännischen eindruck. Damit lässt sich die Karte auch viel besser studieren und ihre Prognose erhält eine ganz andere Bedeutung beigemessen! Wir müssen uns ernstlich konzetrieren, um nicht lauthals zu lachen, besondes da sie die Karte auch noch auf dem Kopf betrachtet. Schlieslich bekommen wir die leicht lädierte Landkarte wieder zurück und können aufbrechen. Nur - sie weisen uns nun alle schön brav in Richtung Uzhorod, da sind wir aber erst vor ein paar Minuten her gekommen, was jetzt?
Da wir einen Aufstand befürchten, wenn wir nicht in Richtung Uzhorod losfahren, zeigen wir noch ein paarmal auf den Zettel mit der Adresse in Uzhorod und fahren in die angewiesene Richtung zurück. Es dauert auch nicht lange, bis sich die Frauen wieder in das Lokal an ihren Stammtisch zurück ziehen. Also drehen wir um und saussen wie von der Tarantel gestochen an dem Laden vorbei. Der Trick funktioniert und wir können in Ruhe unsere Route fortsetzen.

Abends kommen wir in Uklyn (Уклин) an und sehen an einem Fluss einige Zelte stehen. Unschlüssig fahren wir erst weiter, da es aber nirgends nach einer Möglichkeit zum Zelten aussieht und sich vor uns die nächste Passfahrt eröffnet, drehen wir um und bauen unser Zelt bei den einheimischen Wochenendausflüglern auf. Kaum haben wir das Zelt aufgestellt, kommen zwei Herren vorbei, mit denen wir uns zuvor unterhalten hatten. Sie sind eiligst zum nächsten Hotel gefahren und haben uns einen Prospekt besorg, für den Fall, dass wir doch etwas nobler übernachten wollten.
Die Zelte gehören Ukrainern, die an dem Flüsschen Mala Pynia (Мала Пиня) das Wochenende verbringen. Einer davon ist Edi, ein 27 Jahre alter, ziemlich betrunkener Zeitgenosse. Wir müssen uns eine gute Stunde in höchst anstrengender Unterhaltung üben, einerseits aufgrund seines Zustandes andererseits auch der schwierigen Verständigung wegen. Er kann einfach nicht akzepiteren, wie die meisten Leute, mit denen wir uns zu unterhalten versucht haben, dass wir ihn nicht richtig verstehen können und wiederholt alles geduldig eins ums andere Mal.
Dann ist klar, falls wir Probleme irgendwelcher Art hätten, sollen wir uns bei ihm melden, damit er sich der Sache annehmen kann. Mit diesen Worten torkelt er wieder zu seiner Familie ans Feuer zurück.

Zugehörige Artikel

  • 2007.07.20 - Slowakei - Ukraine
    2007.07.20 - Slowakei - Ukraine

    Bevor die Sonne richtig losbrennt, was hier bereits ab 9:00 Uhr der Fall ist, kurven wir durch ein kleines Dorf nach dem anderen, eingebettet in einer topfebenen Landschaft. Im Grenzdorf Vel'ké Slemence auf slowakischer Seite suchen wir vergeblich nach einer Beschilderung, die uns nun endlich die richtige Grenze anzeigt.

  • 2007.07.22 - Ukraine
    2007.07.22 - Ukraine

    Den gestern schon kurz angefahrenen Berg treten wir am Morgen mit leerem Magen, aber frischen Kräften hinauf. Oben soll sich laut unserer Karte ein Restaurant befinden und wir phantasieren bereits über unser Frühstück mit Kaffee und vielleicht sogar einem Gipfeli vor. Doch daraus wird nichts! Erst will der von unten als harmols erscheinende Hügel einfach nicht mehr enden.