2007.07.28 - Ungarn
- Tagesstrecke: 87 Km
Die Fahrt durch Ungarn ist monoton. Alles geht schnurgeradeaus, weder Hügel noch Kurven, kaum Abwechslung. Die Leute grölen nicht mehr, wenn sie uns sehen. Es sieht alles wieder viel mehr nach zuhause aus. Es ist sehr warm und wir fahren an Kilometer langen Hanfplantagen vorbei. Der Hanf wächst überall entlang der Strassen und macht schon fast einen invasiven Eindruck - ein richtiges Kifferparadies!
Die Nacht wollen wir eigentlich in Polgár verbringen, auf unserer Karte ist dort ein Zeltplatz eingezeichnet. Doch nach guten 80 Km hält ein rostig-klappriger Clio neben uns. Darin sitzt ein junger Mann samt Pitt Bull. Er möchte unbedingt wissen wohin wir wollen. Erst sind wir recht skeptisch, denn unterhalb seiner kurzen Hose zeigen sich riesige Narben entlang der Beine. Die erste Reaktion - man, mit diesem Hund auf der Rückbank ist keinenfalls gut Kirschen essen! Doch der Typ scheint wie gebannt von unserem Gefährt. Als er mitbekommt, dass wir auf den Campinplatz gute 20 Km weiter wollen, macht er uns auf den tollen Zeltplatz mit Thermalbad auf der anderen Seite der Ortschaft aufmerksam. Er kenne dort den Chef usw. Wir sind einverstanden, doch er möchte auf Nummer sicher gehen. Da er nur schlecht Deutsch spricht und auch das Englisch holpert, ruft er kurzerhand per Handy einen Kollegen an, der gut Deutsch spricht und lässt ihn die Sache nochmals detailiert erklären. Wir fahren also ca. 3 km hinter dem Auto mit Hund durch Hajdúnánás her und fragen uns, wie bissig dieser Köter wohl sein muss, dass er an seinem Herrchen solche Spuren hinterlässt?
Wir fahren mal nach links, mal nach rechts und alle paar hundert Meter hält er rechts am Strassenrand, beginnt wieder etwas zu fragen oder zu erzählen. Unter anderem auch, dass die übeln Narben von einem Motorradunfall stammen. Sofort gewinnt der verdächtigte Hund an Sympathien!
Dann kommen wir an eine mega Anlage. Eine richtiger Freizeitpark mit diversen Becken, Thermalbad, Verpflegungsmöglichkeiten usw. Eigentlich schliesst das Bad gerade, doch unser Guide bringt die ganze Organisation durcheinander. Die davoneilende, Deutsch sprechende Angestellte wird vom Chef kurzerhand zurück gepfiffen und angewiesen uns VIP einzuquartieren. Wir erhalten einen hübsches Plätzchen und die Anweisung alle Bäder nach Lust und Laune zu nutzen. Das Ganze kostet auch nicht viel und so nehmen wir das Angebot gerne an, bedanken uns bei dem Hundemann und schlagen das Zelt auf.
Florin will die Gelegenheit nutzen und dreht mal wieder unser Tandem auf den Kopf. Seit einigen Tagen haben wir das Problem, dass der hintere Pneu hörbar am Rahmen zu schaben beginnt. Alles deutet darauf hin, dass der Felgen nicht sauber eingespeicht ist und sich leicht aus dem Zentrum bewegt hat. Florin will die Speichen erneut nachziehen und damit den Felgen wieder zentrieren. Petra kommt gerade vom Duschen zurück und hört nur - pling - "Scheisse!" - eine Speiche liegt in Scherben. Pling - "Scheisse! - jetzt ist fertig!", die zweite Speiche hat den Geist aufgegeben. Glücklicherweise haben wir Ersatzspeichen, denken wir. Die sind zwar von einem anderen Fahrrad und natürlich sie passen auch nicht - und schon wieder "Schei.......!". Und noch ein Problem tut sich auf. Wie könnte es anders sein, die gebrochenen Speichen sind von jener Seite, auf der sich das Schaltsystem befindet, eingeführt. Das heisst die Kassette ist im Weg und so einen Schlüssel führen wir nicht im Wekzeugkasten. Das Wort "Scheisse!" fällt an diesem Abend noch öfters. Zu allem Übel ist es auch noch Samstag Abend und wir haben in dem Tumult um Zuständikeiten und Personenwirrwar völlig verpennt, den Hundetypen nach Name und E-Mail zu fragen.
Das heisst nun also ein ganzes Wochenende "Chill-Out" und für den Montag voll auf den örtlichen Fahrradmech setzen.
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2007.07.27 - Ukraine - Ungarn
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2007.07.29 - Ungarn
Da heute Sonntag ist, müssen wir eine Pause einlagen, der Fahrradladen hat geschlossen. Wir spazieren das Städtchen Hajdúnánás auf und ab - ein ruhiges, gemütliches Nest. Im Zentrum verweilen wir in einem Kaffee, indem wir die Eisbecher auf der Karte durchprobieren. Die Angestellte ist sichtlich überrascht - nimmersattes Touristenpack! - dem Anschein nach bereitet sie diese kunstvollen Becher eher selten zu, es dauert und dauert.