12.08.2004 - Estland

Lahemaa NP Unterwegs Aussicht Am Stausee
12.08.2004
Ausblick von einem Sprungbrett über den Stausee bei Vihula. Estland
2004.08.12 10 13 16 Baltikum Tour
12.08.2004
Herrenhaus Sagadi im Lahemaa Nationalpark. Estland
Kunda Industristadt Kinder
12.08.2004
Kinder in der Industriestadt Kunda, in der die Zementfabrik hin und wieder für Nebel sorgt. Estland
Kunda Kueste Mit Findling Schotterpiste
12.08.2004
Immer neue Hindernisse machen das Reisen spannend. Strasse entlang der Küste bei Kunda. Estland
David In Der Sackgasse
12.08.2004
Auch in der Wildniss ist die eine oder andere Regelung von Nöten. An der Küste bei Kunda. Estland
Kunda Küste Zelt Aufgestellt
12.08.2004
Flucht vor dem heraufziehenden Unwetter. An der Küste bei Kunda. Estland

 

  • Tagesstrecke: 70 Km

Eine windige Nacht liegt hinter uns, in der uns auch im Palace-Hilleberg nicht immer ganz wohlig war. Der Campingplatz lag mitten im Wald und die Bäume rund herum ächzten zu den Windböen. Der Morgen ist frisch und der Himmel wolkenübersäät. Wir bezahlten die 50 estnischen Kronen (± 3 €) für beide Personen und machen uns davon. Gegen Mittag erreichen wir das Herrenhaus Sagadi, das die stolze Kulisse für ein Forstmuseum bildet. Von diesen Herrenhäusern sollen in vergangenen Zeiten 1300 in ganz Estland existiert haben. Viele der Gutshäuser waren im Besitz adliger baltendeutscher, die lange über die Leibeigenschaft verfügten. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts konnte der sogenannt "freie Bauer", wie er unter einer Lockerung der Schollenpflicht, der Leibeigenschaft und dem stark eingeschränkten Recht auf Eigentum genannt wurde, unter keinen Umständen ohne Pflichten gegenüber seinem Gutsherrn wirtschaften.

Die russische Revolution von 1905 äusserte sich im Baltikum erst in Streiks durch die Industriearbeiter, breitete sich aber rasch auf das Land aus, wo sich die Wut der Landlosen entlud. Gutshäuser wurden gestürmt, die Grossgrundbesitzer vertrieben oder umgebracht und zahlreiche der Gutshäuser den Flammen überlassen. Unter der russischen Okkupation wurde das, was von den ehemals glanzvollen Herrenhäuser noch vorhanden war, umgenutzt oder vernachlässigt. Heute sind wieder oder noch ungefähr 100 der Herrenhäuser in Estland gut erhalten und dienen als kulturelles Erbe verschiedenen Zwecken.

Wir verlassen den spannenden Lahemaa Nationalpark und stossen in Kunda gleich auf einen gewaltigen Gegensatz zur grünen Oase. Der Industriestandort ist nur ein erster Vorgeschmack des Ausmasses der Verschandelungen, die inzwischen teilweise zu beheben versucht werden. Über die Zementfabrik in Kunda kursieren ungehäuerliche Geschichten. Der kalkhaltige Staub verpackt(e) die Stadt zeitweise in dichten Nebel, so dass ein Eimer Wasser an die Hauswand gekippt ausreichte, um das Haus zu verputzen.

Unweit der Stadt finden wir eine schöne Landzuge und schlagen unser Zelt auf. Gerade rechtzeitig zum nächsten Regenschauer.

Zugehörige Artikel

  • 13.08.2004 - Estland
    13.08.2004 - Estland

    Richtung Narva fahren wir stets entlang der Küstenlinie, da wir von der Schönheit der abwechslungsreichen Landschaft beindruckt sind. Lichte Föhrenwälder bis dichtes Unterholz oder aber steppenartige Weiden, die sich auf magerem, kalkhaltigem Gestein bilden. Die Alvare, eine für Europa sehr seltene Landschaftsform, erinnert stark an eine Steppe.

  • 10.08.2004 - Estland
    10.08.2004 - Estland

    Bei schönstem Wetter brechen wir von Tallinn Richtung Lahemaa Nationalpark, Richtung russische Grenze auf.
    Am östlichen Stadtrand entdecken wir die Klosterruine von Pirita. Provokativ ragt der Westgiebel in den tief blauen Himmel. Einst wurde die Klosterkirche 1436 erbaut, wobei in dem Brigittenorden Nonnen und Mönchen zusammen lebten.