13.08.2004 - Estland
- Tagesstrecke: 126 Km
Richtung Narva fahren wir stets entlang der Küstenlinie, da wir von der Schönheit der abwechslungsreichen Landschaft beindruckt sind. Lichte Föhrenwälder bis dichtes Unterholz oder aber steppenartige Weiden, die sich auf magerem, kalkhaltigem Gestein bilden. Die Alvare, eine für Europa sehr seltene Landschaftsform, erinnert stark an eine Steppe. Die verdorrten, weissen bis goldgelben Gräser werden von dichter Wachholder-Vegetation (Juniperus ssp.) durchzogen.
Aber auch die kleinen Strässchen und Feldwege, die wir befahren, bieten Abwechslung. Doch für ein Mal fahren wir in Mitten des Waldes in eine Sackgasse, an deren Ende eine Stolze Villa steht. Erst glauben wir, der Weg führe vor dem Haus vorbei, doch als wir das tiefe Bellen des Fleischwolfes hören, war eine 180-Grad-Drehung auf dem Feldweg schnell vollbracht. Als wir dann auch noch das riesen Monster von einem deutschen Schäfer über die Wiese direkt auf uns zurasen sehen, ist die gemütlich Fahrt durch den Wald schnell vergessen und wir beschleunigen was Mensch und Technik hergeben. Mit aufgestellten Nackenhaaren stellen wir fest, dass der lotterige Holzzaun um das Grundstück den Hund ausbremst und zur Erkenntnis zwingt, dass eine weitere Verfolgung des Jungfleisches aussichtslos ist!!
Diese abgerichteten Hunde sind im ganzen Baltikum weit verbreitet. Doch meist sind sie an einer massiven Kette verankert, so dass der Schock auf der anderen Seite des Privatgrundstückes zwar gross, aber nicht lebensbedrohlich ist.
Ein weiterer Miesepeter an diesem 13-ten ist der Regen. Allenthalben beginnt es für einige Minuten zu giessen. Auch wenn wir hin und wieder mal kurzfristig beschläunigen müssen, finden wir im Allgemeinen rechtzeitig einen Unterstand. Die vielen alten und neuen Busheuschen sind in solchen Situationen einfach Gold wert. Erst für die letzten Kilometer nach Narva begeben wir uns auf die Autostrasse - der Regen macht uns definitiv Beine! Doch auch auf der zivilisierten Strasse erlebt man so einiges.
Ein alter LKW biegt vor uns in die Strasse ein und gibt Gas, was vor dem Fortkommen erstmal eine gewaltige Giftgaswolke hinterlässt. Wir müssen direkt stoppen und die Luft anhalten, bis sich der Nebel gelichtet hat.
Eine Ortschaft weiter hindert uns eine Herde Kühe am Weiterkommen, nicht etwa 10 oder 20 Tiere, nein, ein Ende der Kolonne konnten wir gar nicht ausmachen. Schliesslich sind wir nicht mehr in der Schweiz.
Endlich erreichten wir um 19:30 Uhr im Eilzugstempo, erschöpft aber zufrieden Narva und suchen nach einer günstigen Unterkunft in der Nähe des Zentrums. Schliesslich lassen wir uns im Hotel Vanalinn nieder und schmeissen den Gaskocher im offenen Fenster des Zimmers an - wir haben Hunger! Mit den Fahrrädern sind sie hier im Hotel völlig unkomplizert und geben die Räder gleich mit aufs Zimmer, wo sie in der Dusche Unterschlupf finden.
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