2007.07.23 - Ukraine

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23.07.2007
Landschaft im Morgennebel auf der Passfahrt zwischen Mizhhiria und Synevyr. Ukraine

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23.07.2007
Sympatische Hängebrücke ausserhalb des Dorfes Kolochava (Колочава). Ukraine

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23.07.2007
Morgennebel auf der Passfahrt zwischen Mizhhiria und Synevyr. Ukraine

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23.07.2007
Typische Dorfszene in Synevyr (Синевир). Ukraine

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23.07.2007
Verschnaufpause in den Karpaten neben einem typischen Konkurrenten der Strasse, Ukraine

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23.07.2007
Florin Rutschmann schiebt das Pino auf unwegsamer Piste durch die Karpaten, Ukraine

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23.07.2007
Ausblick vom Pass per. Pryslop (пер. Прислоп) am Ende der Welt auf ca. 1000m ü. M.. Zwischen Kolochava und Rus'ka Mokra. Ukraine

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23.07.2007
Wenn die Hauptstrasse im Bachbett endet, ist die Laune bereits nach ein paar hundert Meter im Keller. Ukraine

  • Tagesstrecke: 68 Km

Am frühen Morgen sammelt sich die Feuchtigkeit der Nacht in Nebelschleiern zusammen und steigt auf. Der Nebel und die wandernden Sonnenflecken lassen den ausgedehnten Nadelwald als Märchenlandschaft erscheinen. Es ist spürbar kühler als die letzten Tage und wir fahren Richtung Komsomol's'k "Deutsch Mokra" (Комсомольськ).
Am Fusse des ersten Berges frühstücken wir an einem kleinen Tisch in Mitten einer Strassenkreuzung. Gegenüber wartet ein Fischzüchter auf besseres Wetter und kommt interessiert unser Tandem begutachten. Dann geht es bergauf. Bis auf knapp 900m ü. M. strampeln wir hinauf. Es ist ein langer Anstieg, aber es lohnt der Mühen. Oben empfängt uns eine schöne Blumenwiese und erstaunte Gesichter, die nicht verstehen wollen, dass wir ausgerechnet hier mit dem Fahrrad herum fahren müssen. Die Landschaft mit den sanften Hügeln erscheint in schönem Licht zwischen den dampfenden Wolken. Die Abfahrt jagt uns Gänsehaut ins Gesicht, da uns der kalte Fahrtwind auf dem Schweiss der Hochfahrt schlottern lässt. Die Strassen werden fast mit jedem gefahrenen Kilometer schlechter. Erst sind es nur grosse Löcher im Teerbelag, dann kommen immer grösserer Teile unbefestigte Strasse, bis wir schliesslich nur noch auf Schotter fahren. Die Lastwagen, welche für den Holztransport benutzt werden, haben derart grosse Räder, dass ihnen ein paar Unebenheiten nichts anhaben können - aber wir, wir werden einfach nur richtig duchgeschüttelt. Florin braucht alle Konzentration zum Lenken und Petra um sich bei den schlimmsten Löchern rechtzeitig an den Sitz zu klammern. Während der Mittagspause fällt uns plötzlich auf, dass irgendetwas mit der Karte nicht stimmt. Auf jeden Fall stimmt die Umgebung nicht mit der auf der Karte überein. Tatsächlich, wir müssen eine Abzweigung verpasst haben, zähneknirschend fahren wir die letzten 10Km wieder zurück.

Zwischendurch wird unser Gefährt bei einer Pause von drei Kindern samt Vater überfallen, die unbedingt ein Familienfoto auf dem Tandem machen wollen und sich daher alle ohne zu zögern auf die Sitze stürzen.

Zurück im Dorf Kolochava (Колочава) finden wir tatsächlich die verpasste Abzweigung, sogar handschriftlich auf einem Strassenschild vermerkt. Auf der Karte ist die Strasse als dicke Hauptstrasse eingezeichnet, wie wir sie in den letzten Tagen ständig gefahren sind. Doch diese hier hat eher den Charakter eines Feldweges. Das lässt uns immer wieder stark zweifeln, ob wir wirklich richtig sind und nicht wieder falsch fahren. Wir müssen teilweise absteigen und schieben. Dann an einer Kreuzung bestätigt uns ein Ukrainer, dass wir richtig sind, aber auch, dass wir bis zum Pass des vor uns liegenden Berges mit diesen schlechten Strassen rechnen müssen und erst einige Kilometer hinter dem Berg wieder befestigte Strassen zu finden sind. Zwar keine schöne Aussicht aber immerhin absehbar, denken wir und schieben weiter bergauf. Es sind schon gar keine Strassen mehr, sondern eher Wanderwege, die Fahrrinnen sind stark ausgewaschen und teilweise knietief, da nützt auch ein Allrad-Lada nichts mehr. Petra gibt das Schieben relativ bald auf, die Hitze, das Gewicht – puh!
Dann erreichen wir die Passhöhe auf etwas über 900m ü. M. Es ist ganz abgelegen, keine Spuren von anderen Menschen, dafür die Aussicht umso faszinierender. Insgeheim fragen wir uns, wo sich in diesem unedlichen Wald wohl die nächste fahrbare Stasse befindet und hoffen, dass diese nicht erst mit den nächsten Siedlungen auftaucht, denn soweit das Auge reicht, sind zivilisatorische Spuren nirgends aus zu machen. Leider will der Weg einfach nicht besser werden, ganz im Gegenteil von einer "ehemaligen" Strasse sind kaum noch Spuren erkennbar, so dass wir unser Gefährt des Öfteren auseinander bauen müssen, um tief eingeschnittene Bäche, Erdrutsche und dergleichen zu überqueren. Wir schieben also weiter. Weit unten im Tal sehen wir eine LKW mit Holz beladen und schwören eine schöne Strasse herbei, doch als wir unten ankommen, sehen wir uns nur fragend an. Wo ist die Strasse hin? Bis auch wir kapiert haben, dass es keine Strasse - zumindest nach unserer Definition - gibt, sondern dass der LKW schlicht das Bachbett als Strassenersatz benutzt. Es bleibt nichts andes übrig, als ebenfalls durch das Bachbett zu schieben. Florin muss sich mit dem Tandem durchs Wasser kämpfen, während Petra etwas oberhalb zwei Satteltaschen und den Anhänger etappenweise den Bach hinunter trägt. Es schmerzt richtiggehend das neue Tandem mit aller Gewalt über Stock und Stein zu schieben. Um es einfach mal schnell hoch zu heben und auf dem Buckel zu tragen, ist es halt doch etwas zu sperrig. Unsere Schuhe sind durchweicht, die Nerven liegen blank, unser Latein, was das Fluchen angeht ausgeschöpft und es wird bald einmal dunkel werden. Dann hören wir von hinten Gebimmel und eine Kuhherde überholt uns. Frech!
Aber ein paar Meter weiter haben auch wir wieder so etwas wie eine Strasse, na, wenigstens im Format eines Feldweges, unter den Rädern. Wir kommen mitten im Gewusel der Kühe in Komsomol's'k (Комсомольськ) an. Die Herde wird von den jugendlichen Hirtenjungen durch das Dorf getrieben, wobei sämtliche Familien entlang der Strasse in Erwartung ihrer Kuh stehen, so dass uns auch wirklich jeder sieht. So ernten wir einiges an spöttischem Gelächter. In Rus'ka Mokra (Руська Мокра) finden wir im rosaroten "Mini Hotel" ein Zimmer bei einer alten Frau für 60 Hryvnja (± 8 €) und werfen uns müde ins Bett.

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    Am Morgen haben wir wieder alle Nerven beisammen und können Ortschaft und Landschaft in aller Ruhe betrachten. Der Name "Deutsch-Mokra" für Rus'ka Mokra (Руська Мокра) geht auf die Besiedlung durch 100 Waldarbeiter auf Geheiss der Kaiserin Maria Theresa zurück.