2008.09.13 - Neusiedler See
- Tagesstrecke: 100 Km
Am Morgen ist der Himmel zwar weitestgehend wolkenverhangen und ein kalter, strenger Wind bläst uns vorerst perfekt in die Segel. Wir kommen trotz einer Ehrenschlaufe, da wir die Karte auswendig im Kopf zu haben glauben, rasant voran. Bei Pamhagen ist die Grenze nach Ungarn wie ausgestorben, einer kleinen Geisterstadt gleich. Kaum haben wir die Grenze hinter uns, wird der Belag deutlich schlechter, so dass wir einen Gang runter schalten müssen, um die Eingeweide nicht zu stark durchzuschütteln.
Da uns der Wind im Rücken derart voran bringt, verpassen wir das Schoss Esterhásy in Fertöd, das ein absolutes Muss sein soll. Joseph Hyden leitete hier die Aufführungen der hauseigenen Oper und ging mit der bekannten Abschiedssymphonie in die Geschichte ein. Eine Ortschaft weiter führt die Strasse direkt auf eine kleine Anhöhe, die einzige weit und breit, auf der Stolz die Allerheiligen-Kirche von FertÖszéplak thront. Nach einer Besichtigung ändert sich am Südende des Neusiedler Sees langsam unsere Fahrtrichtung, so dass der Wind nunmehr von der Seite bläst und bald in einem "strong headwind" endet. Mühsam kämpfen wir uns gegen Norden vor. Bei Balf entdecken wir etwas abseits der Strasse einen alten Turm, der eine gute Aussicht verspricht. Der Turm, der einst als Grenzwachturm diente, ist leicht lediert aber immer noch frei zugänglich. Die Aussicht ist tatsächlich sehr gut. Von hier oben werden die Dimensionen des Schilfgürtels, der den See säumt, deutlich. Soweit das Auge reicht nur Schilf, irgendwo am Horizont lässt sich eine kleine offene Wasserfläche erahnen und schon schiebt sich der Schilfgürtel des anderen Ufers ins Blickfeld. Im Westen bilden dafür die klein strukturierten Rebberge an den Südhängen des Leithagebirges mit den vorüberziehenden Sonnenflecken und den zarten, frühherbstlichen Farben ein vielfältiges Mosaik.
Da wir nicht zwingend noch ungarisches Geld wechseln möchten, fahren wir zügig Richtung österreichische Grenze, denn es ist Samstag und die Landenöffnungszeiten sind uns nicht bekannt. In Mörbisch quitschen unsere Bremsen vor dem ersten, zweiten und dritten Geschäft. Alles bereits geschlossen - Wochenende. Rust ist ein etwas grösserer Touristenort, da gibt es bestimmt noch was, denken wir, und fahren weiter. Tatsächlich findet sich am Ortseingang von Rust ein grösserer Supermarkt, der auch samstags bis 18:00 Uhr geöffnet hat.
Mit Lebensmitteln eingedeckt fahren wir weiter auf der Suche nach einem Campingplatz. In Purbach werden wir schliesslich auf dem Storchen-Camp fündig. Neben der Möglichkeit zu campieren, gibt es auch so etwas wie eine Jugendherberge. Für knapp 18.- € erhalten wir ein Zimmer mit Frühstück. Wir sind inzwischen ganz schön verwöhnt und haben keine Lust auf kaltfeuchte Schlafsäcke im Zelt. Unsere Unterkunft hat nur ein paar Maken. Die Abluft der Küche scheint direkt ins Dachfenster geleitet zu werden. Es gibt richtig gut bürgerlich, deftige Kost vom triefenden Grill. Dazu ist heute Senioren-Camper-Party mit flotten deutschen Schlager-Beats. Gute Nacht!!
Zugehörige Artikel
-
2008.09.12 - Illmitz
Im Morgenlicht suchen wir den Aussichtsturm an der Zicklacke bei Illmitz auf und beobachten die Vögel. Auch die angrenzende Wiese entgeht nicht unser Aufmerksamkeit, denn hier tummeln sich ein paar für uns unbekannte Heuschrecken. Das herbstliche Licht taucht die Landschaft mit der halb ausgetrockneten Lacke und den breiten Ufersäumen in ein bezauberndes Farbenmeer.
-
2008.09.14 - Purbach nach Hainburg
Der Morgen bringt neue Überraschungen mit sich. Es stinkt in unserem Zimmer grauenhaft nach faulen Eiern. Es sind dies zum Glück nicht die Ausdünstungen der gestrigen Pizza, draussen riecht die frische Luft genauso. Die Quelle konnten wir nicht ausfindig machen. Das Frühstück im Storchen-Camp ist genaustens portioniert und abgewogen.